Donnerstag, 15. August 2019

Eine Hymne auf den Berglauch

Bericht und Bilder von Anne Rahn, Gartenführerin


Auf den ersten Blick wird Berglauch gerne mit Schnittlauch verwechselt, aber auch nur auf den ersten Blick … 
Schnittlauch hat weiche Röhrenstängel – die des Berglauches sind flach, fest und glänzend grün. Würde man beide Arten im Geschmack vergleichen, läge der Schnittlauch vorne. Aber um die Verwertbarkeit in der Küche geht es in der ersten Strophe meiner „Hymne" nicht. Seine Stärke liegt in der Blüte, die Ende Juli erscheint und sich bis September hält. Dadurch wird sie zur wichtigen Futterpflanze für viele Insekten, die auch im Sommer auf Nahrungssuche sind. Immerzu sind die hübschen Blütenkelche von Bienen, Hummeln und anderen beflügelten Wesen umschwärmt und es ist eine Freude, ihrem Sommergesumme und –gebrumme zu lauschen.

Fotos aus meinem Buch "Aus meinem Garten"

Die zweite Strophe gilt den Wachstumseigenschaften des Zwiebelgewächses, das mit der Zeit Rhizome (Wurzelstöcke) bildet. Ursprünglich stammt es aus den europäischen Alpen und wächst sogar noch in einer Höhe von über 2.000 m. Das heißt, es ist bei uns heimisch und überaus frosthart. Besser noch, es übersteht ohne Schaden große Hitze- und Trockenheitsperioden. Dort wo es ihm gefällt, breitet es sich aus und bildet schöne Horste. Bei mir im Garten wächst der Berglauch im Vordergrund eines vollsonnigen Staudenbeetes. Im Kräutergarten setzen seine Blüten im mediterranen Beet Akzente, wo er sich mit Thymian, Salbei, Rosmarin und Lavendel wohlfühlt.
Kennengelernt habe ich ihn, als ich in einer Staudengärtnerei nach etwas Ausschau hielt, das ich zusammen mit Dachwurzen (Sempervivum) und anderen Steingartenpflanzen kombinieren könnte. Und in der Tat, beide Pflanzen passen gut zusammen und gedeihen sogar in nicht zu flachen Behältern. Wo gibt es denn sowas noch? Eine Pflanze, die im sonnigen humosen Beet, im Kräutergarten und im Dachgartensubstrat gedeiht?




Die dritte Strophe singe ich auf den unglaublichen Zierwert der Pflanze. Betrachte doch einmal die Blüten ganz genau: winzig kleine Kelche, gebildet aus fünf zarten, fliederfarbenen Blütenblättchen. Aus ihnen schauen vorwitzig Staubblätter heraus, auf die die Insekten so gerne fliegen. Jeder Kelch steht auf einem winzigen Stängel und zusammen mit zahlreichen weiteren Kelchen bilden sie eine halbkugelige Dolde – faszinierend! 


Da ich klugerweise ganz viel Berglauch gepflanzt habe, kann ich mir erlauben, in jedem Sommer ein Kränzchen aus den Blüten zu binden, ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen, dass ich den Bienen etwas wegnehme. Das Kränzchen trocknet ein und hält sich im Freien und überdacht bis weit in den Winter hinein. 

Foto aus meinem Buch: "Aus meinem Garten"

Nach der Blüte und vor der Samenbildung, nehme ich einige der Horste aus dem Boden, teile sie und topfe sie zunächst einmal ein. So habe ich einen besseren Überblick über ihr Wachstum. Im nächsten Jahr pflanze ich die gut bewurzelten Stauden dort ein, wo sie gerade fehlen. Dann reicht es sicherlich auch noch für einen zweiten Kranz.

In meinem Garten gibt es noch weitere attraktive Berglaucharten, die ich in meinem Buch „Neues aus meinem Garten“ vorstelle. 
Erschienen im Leinpfadverlag

 Allium tanguticum 'Summer Beauty' 

Übrigens: am 21. und 22. September finden in diesem Jahr zum letzten Mal in Rheinhessen die 
Tage der offenen Gärten und Höfe statt, zu dem auch unser Garten geöffnet ist.


Tage der offenen Gärten und Höfe am
21. und 22. September, von 10 – 18 Uhr

Eintritt 1 € pro Person und Garten.

Eine Hymne auf den Berglauch

Bericht und Bilder von Anne Rahn, Gartenführerin Auf den ersten Blick wird Berglauch gerne mit Schnittlauch verwechselt, aber auch ...